Auf jede Aktion, die ich gemacht habe, bin ich stolz. Viele dieser Dinge kann ich heute nicht mehr tun. Das macht mich manchmal traurig – und doch überwiegt die Dankbarkeit. Ich habe so viele schöne Erinnerungen gesammelt und bin froh, dass ich diese Erlebnisse haben durfte.

Auch ich hatte ganz typische Teenager-Probleme. Zum Beispiel war ich in einen Freund meines Bruders verknallt, hatte immer wieder Missverständnisse mit Muetti – und manchmal schlicht „keinen Bock aufs Leben“. Einmal habe ich meinen Bruder so sehr geärgert, dass er davonlaufen wollte. Zum Glück kam meine älteste Schwester gerade von der Schule heim und brachte ihn wieder zurück, als sie ihn auf der Strasse weglaufen sah.

Ich bin stolz darauf, dass ich als Kind viel draußen gespielt habe – vor allem zu Hause, rund ums Haus. Im Winter habe ich Schneemänner gebaut, bin Ski gefahren oder mit dem Schlitten den Hang hinuntergesaust. Besonders gefreut habe ich mich immer, wenn ich Schneeschaufeln durfte. Ich habe mit großer Freude schöne Wege vom einen Hauseingang zum anderen freigeschaufelt.
Unser Zuhause hatte einen kleineren und einen größeren Hügel – perfekt, um mit Skiern oder Schlitten runterzufahren. Auch wenn es für mich manchmal anstrengend war, den Hügel mit Schlitten oder Bob in der Hand wieder hochzusteigen, war ich gerne im Schnee.
Oft war ein Geschwister bei mir und half mir, den Bob hochzuziehen. War ich allein, blieb ich meistens beim kleineren Hügel, weil ich dort besser selbst hochlaufen konnte.
Manchmal machte Dädi mit dem Brüggli und dem Traktor eine Spur in den Schnee – so entstand eine richtig schöne Piste zum Fahren.
Wir haben sogar ausprobiert, ob unser Hund Jimmy uns mit dem Schlitten ziehen würde. Ganz begeistert war er davon nicht – aber wenn wir das Seil lang genug machten, ging es ein bisschen besser.

Im Sommer besuchte ich ab und zu meinen Götti auf dem Berg. Manchmal half ich beim Heuen, oft spielte ich einfach mit meinen Cousinen und genoss die gemeinsame Zeit.

Auch rund um unser Zuhause war ich viel unterwegs – besonders im Wald und im Bach, der neben unserer Bergstrasse floss. Dort konnte ich stundenlang spielen, bauen und träumen.
Ich errichtete kleine Hütten aus Ästen, stauten das Wasser zu Mini-Seen oder schufen Durchgänge durch dichte Gestrüppwände. Damit der Weg vom Bach zurück zur Straße einfacher wurde, haben mein Bruder und ich sogar eine kleine Treppe in die Erde gegraben.
Besonders spannend war das Spielen auf den Ästenbeigen. Wir kletterten rauf und runter, taten so, als wären es Burgen, und verteidigten sie wie echte Ritter.

Diese Zeit in der Natur war für mich Freiheit, Abenteuer – und pure Kindheit.

Im Herbst begleitete ich Dädi oft in den Wald zum Holzen. Ich konnte zwar nicht viel mithelfen, aber allein schon die Zeit im Wald zu verbringen, hat mir Freude gemacht. Wenn die gefällten Baumstämme nebeneinander lagen, liefen mein Bruder und ich wie auf einem Parcours darüber – das war unser kleines Abenteuer.

Auch beim Zäunen durften – oder besser gesagt – mussten wir mithelfen. Wenn der Weg eben war, durfte ich den Rasant (kleiner Traktor) fahren, was mir grossen Spass machte. Beim sogenannten „Plakenstechen“ war ich die Sucherin: Sobald ich eine Stelle mit Plaken entdeckte, blieb ich stehen, bis Dädi kam, um sie auszustechen.

An Samstagen mussten mein Bruder und ich regelmässig auf dem Bauernhof mithelfen. Am Morgen übernahm ich häufig den Abwasch und backte anschliessend den Zopf für den Sonntag. Zwischendurch musste ich auch Anke aus dem frisch abgeschöpften Rahm herstellen – das war nicht gerade meine Lieblingsaufgabe, da ich dieser Anke nie besonders gern hatte.

Es gab Tage, an denen ich anstelle meines Bruders im Stall helfen durfte. Anfangs war das spannend, aber mit der Zeit wurde es eine recht anstrengende Arbeit.

Zum Mittagessen erledigten wir den Abwasch meistens gemeinsam – wobei „gemeinsam“ relativ war: Mein Bruder ärgerte mich oft so lange, bis ich den Abwasch lieber allein machte. (Wahrscheinlich ganz bewusst von ihm so geplant!)

Am Nachmittag halfen wir dann manchmal noch Muetti oder Dädi rund um den Hof – zum Beispiel beim Jäten, Bohnenpflücken oder beim Sammeln von Himbeeren und Erdbeeren.
Es gab auch Tage, an denen wir mit Grossmuetti zusammen Erbsli aus den Hülsen pulen oder Holunderbeeren von ihren Stängeln „strählen“ mussten. Eine besonders mühsame Aufgabe war das Reinigen der Fugen zwischen den Pflastersteinen auf dem Hausplatz – diese Arbeit war körperlich anstrengend, aber sie gehörte einfach dazu.

An den Wochenenden kamen hin und wieder mein Onkel und meine Tante zu Besuch – zusammen mit ihren drei Töchtern. Mein Bruder und ich spielten oft stundenlang mit ihnen. Klassiker wie „Chöbelitschutte“, „Versteckis“, „Räuber und Poli“ oder „Muetterli und Väterli“ gehörten zu unseren Lieblingsspielen.
Wenn das Wetter nicht mitspielte, verbrachten wir die Zeit drinnen mit Brettspielen. Beim Rennen war ich oft die Langsamste oder wurde schnell eingeholt – das war nicht immer leicht für mich. Aber interessanterweise fühlte es sich auch nicht gut an, wenn jemand absichtlich Rücksicht auf mich nahm. Ich wollte ernst genommen werden – nicht geschont.

Auch von der Seite meiner Muetti kamen Verwandte zu Besuch. Von den ursprünglich sieben Kindern kamen meist nur noch die drei jüngsten. Mit ihnen spielte ich ebenfalls sehr viel. Sie verbrachten gelegentlich Ferien bei uns – oder ich bei ihnen.
Ich war immer dankbar, dass sie kein Problem damit hatten, dass ich nicht so schnell oder kräftig war wie sie. Sie nahmen mich, wie ich bin – und das bedeutete mir viel.

Mit einer Cousine verbrachte ich zwischendurch Ferien bei unseren Grosseltern in Dallenwil. Meistens beschäftigten wir uns selbst, indem wir miteinander mit den Jasskarten spielten und uns dabei gegenseitig herausforderten. Während die Grosseltern ihren Mittagsschlaf hielten, zogen wir oft nach draussen. Manchmal machten wir einen Spaziergang zum nahegelegenen Bahnhof, um nachzuschauen, ob im Selectautomaten Kleingeld lag – was tatsächlich ab und zu der Fall war. Oder wir gingen zum Spielplatz nebenan und spielten dort weiter Karten.

Als wir älter wurden und in der Oberstufe waren, trafen wir uns auch in den Ferien, wenn wir mit unseren Töfflis unterwegs waren. Sie startete von Wolhusen, ich von Neuenkirch, und auf dem Ruswilerberg, etwa in der Mitte, trafen wir uns, um den Nachmittag gemeinsam zu verbringen. Manchmal gingen wir auch nach Luzern, wo wir es besonders spannend fanden, Abendkleider anzuprobieren und Fotos zu machen – gekauft haben wir natürlich keins 😊.

Am Fasnachtsdonnerstag zogen meine Geschwister und ich – im Laufe der Jahre wurden wir immer weniger, bis schließlich nur noch mein kleiner Bruder und ich übrig blieben – von Tür zu Tür durch die Nachbarschaft. Wir sangen fröhliche Kinderlieder und wurden dafür manchmal mit ein wenig Taschengeld, süßen Leckereien oder sogar warmem Tee belohnt. Diese Tradition mochte ich sehr, auch wenn das viele Laufen anstrengend war. Doch die Vorfreude auf das Zuhauseessen – meist eine wärmende Mählsuppe oder eine weitere herzhafte Suppe – machte alles wieder gut.

Als Familie unternahmen wir oft gemeinsame Wanderungen, vor allem zum Napf, oder machten Spaziergänge in unserer Umgebung. Sonntags nach dem Essen und einer kleinen Mittagspause ging es stets hinaus – mal zu einer großen Runde, mal zu einer kürzeren Strecke. Das Fahrrad durften wir nur selten benutzen, obwohl es uns schneller voranbringen würde. Die Spaziergänge empfand ich oft als langweilig und hätte lieber zu Hause bleiben wollen. Doch als Trost gab es hinterher immer ein köstliches Dessert – eine kleine süße Belohnung für die Mühen.

Unsere Familienferien verbrachten wir immer in der Schweiz, eine Woche lang während der Sommerferien. Manchmal war ich schon ein wenig neidisch, wenn ich hörte, dass andere Kinder anderswo und viel länger verreisten. Doch dafür durfte ich viele verschiedene Orte und Berge in unserer Heimat kennenlernen. So kann ich mit Stolz sagen, dass ich auf das Brienzer Rothorn gewandert bin – den Abstieg allerdings bequem mit der Bahn zurücklegte. Auch einen Teil des Pilatus haben wir erklommen, neben zahlreichen anderen Gipfeln in der Schweiz.

Ein ganz besonderes Erlebnis hatten wir einmal während eines Familienurlaubs in Zinal. An einem Tag, als wir zu einer Bergwanderung aufbrachen, war der Nebel so dicht, dass man kaum zehn Meter weit sehen konnte. Der Anstieg war sehr steil, und mein Bruder unterstützte mich von hinten, indem er mich sanft schob. Ohne seine Hilfe hätten wir das Reh am Berg kaum entdecken können, das plötzlich vor uns stand.

Ein Winterurlaub war eine weitere besondere Erinnerung. Dort unternahmen wir auch Ausflüge mit dem Fahrrad. Einmal führte uns eine Abfahrt einen sehr steilen Berg hinunter. Ich traute mich nicht mehr, zu fahren, und ging mit Muetti zu Fuß den Hang hinunter. Doch kaum ein Viertel des Weges geschafft, kamen die Älteren zurück und berichteten, dass der Weg unten nicht weiterführte. Das machte mich sehr wütend auf meine Eltern, denn ich hatte mich so angestrengt beim Hinunterlaufen. Zum Glück waren wir nicht ganz unten angekommen, doch der Rückweg nach oben war trotzdem lang und steil.